Kreis Schleswig-Flensburg Mobil

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„Kinder, Mütter und ein General“,

07. November 2013, von «Kurt Tomaschewski»

so lautete der Titel eines 1955 in schwarz-weiß gedrehten Antikriegsfilmes.



Gedreht von dem Regisseur Laslo Benedek nach einem Roman von Herbert Reinecker, der auch in der Illustrierten „Quick“ erschien.

Der Film zeigt erschütternde Ereignisse aus den letzten Tagen des 2. Weltkrieges im März 1945. Wie in vielen Filmen wurden auch für diesen Komparsen benötigt. Dazu griff die Produktionsfirma auf Angehörige des Bundesgrenzschutzes (BGS) zurück. Dieser wurde 1951 gegründet, um die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik zu schützen. Der BGS hatte zu der Zeit die Grundausstattung der Waffen wie die deutsche Wehrmacht des 2. Weltkrieges, den Stahlhelm, den Karabiner 98k und das MG-42. Waffen, wie sie im Film benötigt wurden. Ich war zu der Zeit Angehöriger des BGS. Für den Film wurden ca. 35 BGSler angeheuert. Die Produktionsfirma zahlte pro Mann und Tag 25,– DM, davon erhielten wir Mitwirkenden 12,50 DM am Tag.

Wir bekamen damals 150,– DM Sold, 25,– DM wurden für Verpflegung einbehalten. Die 12,50 DM täglich waren für uns ein schönes Zubrot. Wir waren im Alter von 18 bis 25 Jahren und hatten von der Entstehung und den Dreharbeiten eines Films gar keine Vorstellung, bestenfalls die, dass Filmdarsteller/innen durch die Welt reisten, ihre Drehs absolvierten und ansonsten ein schönes und flottes Leben führten. Die Filme 1955, überwiegend Tarzan-, Indianer/Western- und Revuefilme, eine bunte Filmwelt. Die Kommunikationsmittel heutiger Zeit, durch die wir heute bis ins Kleinste täglich über Film und Darsteller/innen erfahren, gab es damals nicht. Aber unsere Vorstellung über die Arbeit der Schauspieler mussten wir im Laufe der Dreharbeiten sehr ändern. Es wurden Szenen gedreht, die im Film nur ca. 1 Minute dauerten, die Aufnahmen dazu aber mehrere Stunden. Ich erinnere mich an eine Szene, in der ein Offizier ein Gespräch über die Kinder der Frauen, um die es in dem Film ging, führen sollte. Die Aufnahme dauerte mehrere Stunden.

Mal gefiel dem Regisseur der Gesichtsausdruck der Frau nicht, mal sollte die Frau oder der Offizier den Kopf anders halten, dann wieder sollte ein Wort oder Satz anders gesprochen werden. Oder eine Szene in der Abenddämmerung: Wir Soldaten wärmten an einem kleinen Feuer Wasser für Kaffee oder Suppe, Verwundete wurden von mir mit heißer Suppe versorgt. Die Szene wurde stundenlang mit Unterbrechungen wiederholt, weil mal ein Hahn in der Nähe eines Hauses krähte oder ein Trecker zu hören war oder Kirchenglocken läuteten, obwohl die Szene in menschenleerer vom Feind verwüs­teter Landschaft spielte. Es gab viele andere Szenen, die immerzu wiederholt werden mussten. Wir BGSler wurden in vielen Szenen eingesetzt, zum Beispiel als marschierende Truppe oder als Verwundete, die mit blutdurchtränkten Verbänden versehen waren. Der Filmdreh für uns BGSler dauerte ca. 3 ½ Wochen. Gedreht wurde in Walsrode, Fallingbostel und in der Lüneburger Heide. Untergebracht waren wir in einem Gasthof im Festsaal und schliefen auf Strohsäcken. Die Filmarbeiten waren für uns ein einmaliges Erlebnis, an das ich auch heute noch nach 56 Jahren oft zurückdenke.

Die Hauptdarsteller/Innen in dem Film waren Hilde Krahl, Therese Giese, Ursula Herking, Ewald Balser, Bernhard Wicki, Claus Biederstaedt, Maximilian Schell, Klaus Kinski, Rudolf Fernau und andere. Die Handlung des Filmes: Schüler einer Knabenschule wurden in eine Schule in Stettin evakuiert. Die Front kommt immer näher. Verzweifelte Menschen suchen die letzten Möglichkeiten, in den Westen zu gelangen. Einige Mütter sind gekommen, um ihre Söhne zu holen, die zwischen 12 bis 15 Jahre alt sind. Ein Lehrer musste einigen Müttern sagen, dass 15 Jungen in der vergangenen Nacht auf und davon sind, um an der Front zu kämpfen. Die Frauen machen sich zum Divisions-Gefechtsstand auf und fordern von dem verblüfften General ihre Jungen zurück. Die befinden sich aber schon an der kämpfenden Front. Der erschütterte General erfährt dabei, dass es sich nicht um erwachsene Männer sondern um Kinder handelt. Er versucht, eine Verbindung mit dem Bataillon an der Front zu bekommen, dem die Jungen zugeteilt wurden. Aber er bekommt keine Verbindung. Die Frauen machen sich auf den Weg zur Front. Auf ihrem weiteren Weg erleben sie Entsetzliches.

Sie kommen an der Front an. Keiner der Jungen will zurück, obwohl die alten Soldaten wissen: Der Kampf ist längst verloren. Die Russen greifen an, und die Jungen erleben das Grauen des Krieges in seiner ganzen Wucht. Inspiriert durch die Frauen und ihr Anliegen, ihre Jungen zu holen, entschließt sich der befehlende Hauptmann, sich mit seiner ganzen Truppe vom Feind abzusetzen, obwohl er Durchhaltebefehl hat. Im Divisiongefechtsstand angekommen, wird der Hauptmann unter Arrest gestellt. Er muss dann aber wieder mit seiner Truppe an die Front zurück, zurück zu einem sinnlosen Kampf, den er nicht gewinnen kann. Die Frauen bleiben mit ihren Kindern zurück. Durch ihr beherztes Verhalten tragen sie den Sieg über Befehl und blinden Gehorsam davon.

Kurt Tomaschewski

www.flensburgjournal.de/kinder-mutter-und-ein-general/

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